Mittwoch, 27. März 2013

Gefühlssache

Ich ärgere mich zur Zeit innerlich ganz arg über meine Mama.
Um die Geschichte verständlich zu machen, muss ich ein wenig ausholen .
Wir kommen aus einem kleinen Dorf und da hatte ich meine gesamte Kindheit über eine Nachbarin in meinem Alter, wir waren beste Freundinnen, unzertrennlich. Auch die Grundschulzeit verbrachten wir gemeinsam, danach wechselten wir zusammen aufs Gymnasium. Ab da gingen unsere Entwicklungen in verschiedene Richtungen.
Wir waren beide schon immer propper, später weiblich rund geformt.
Sie wurde früh Mutter und hatte danach super abgenommen.
Damals (das ist ca. 10-12 Jahre her) bekam ich, die ja damals schon gut übergewichtig war, von mein Ma oft zu hören " Die K. hat sich gemacht.", "Die K. hat aber toll abgenommen", "Der K. hat die Schwangerschaft aber gut getan". Das war für mich okay, ich freute mich für K. und gut war's.
Dann kamen meine unzähligen Abnehmversuche, manchmal erfolgreich, aber immer nicht von Dauer. Viele liebgemeinte, unsinnige, verletzende Ratschläge und Kommentare gabs natürlich gratis dazu.
Dann kam meine Schwangerschaft, gestartet mit 107kg, am Ende 122kg, inkl. Schwangerschaftsdiabetes und Bluthochdruck. Und natürlich auch hier massig sicher liebgemeinte, aber oft verletzende Meinungen, Kommentare und Ratschläge.
Ich, die überglücklich 3 Wochen nach Geburt unter Vorgeburtgewicht war, durfte sich wieder anhören, wie man es doch angehen sollte. *seufz*
Dann wurde K. wieder schwanger und ging mit einem Super-Low-Gewicht aus der Schwangerschaft.
Gefundenes Fresschen für meine Ma: "Guck dir mal die K. an, die hat toll abgenommen", "der K. hat die zweite Schwangerschaft aber gut getan" und der Knaller "triff dich doch mal mit ihr, vielleicht erzählt sie dir, wie sie so toll abgenommen hat" *grmpf*

Ich denke ihr versteht welches Gefühl in mir ist, wenn ich an K. denke, oder?

Nun bin ich heute 23kg leichter, selbstbewusster, glücklicher und gesünder, was meine Mutter eh nur schwer "anerkennt" bzw. "anerkennen kann". Nun trifft sie letzte Woche K. beim einkaufen.
Was darf ich mir anhören? Logo; "ach, die K. sah toll aus", " hat die K. aber toll abgenommen"
Ich hätte losheulen können! Ich könnt es heute noch! *tränchenverkneif*

Warum ist es so schwer die Abnahme der eigenen Tochter anzuerkennen?! Und das in der gleichen Art und Weise, wie man es bei "Fremden" macht?!


...


Klar, mein Mann hat mir in Erinnerung gerufen, dass ich für MICH abnehme und nicht für meine Ma.
Aber nichtsdestotrotz tät ein wenig "Anerkennung" von außen auch mal gut *schnief*

2 Kommentare:

  1. Liebe Shiri,
    als ich die Diabetes Diagnose bekam hat meine Mutter mir viel Infos gegeben, das SIS Buch geschenkt... und ich war total abgenervt.
    Dann starb meine Mutter plötzlich durch einen Unfall.
    Und auf einmal konnte ich sie so sehen, wie sie es gemeint hat und nicht mehr wie sie sich ausdrückte und ich mich tausende Male seit frühester Kindheit verletzt fühlte durch ihr oftmals eher aggressives Verhalten. Ich erkannte, dass es ihre eigenen Erfahrungen waren, die sie so werden ließen und sie sich so aus Schutz für sich so beknackt verhielt.
    Ich sah auf einmal die liebe, kreative und zarte, fröhliche Frau, die sie innen war.
    Heute weiß ich, sie hat sich einfach Sorgen gemacht und heute kullern mir Tränen, wenn ich die Infos von ihr sehe.
    Vielleicht magst Du Deiner Mutter endlich mal mitteilen, wie Du Dich fühlst mit ihr, wenn sie die K. in Konkurrenz stellt. Wenn Du es nicht sagen kannst, dass es Dich trifft, vielleicht magst Du ihr das schreiben. Ich finde, sie sollte das wissen.
    Heute bin ich so in Liebe mit meiner Mutter, auch weil ich vieles mit ihr später besprechen konnte und damals war es spannend, weil sie da auch mitteilte, wie sie das damals erlebt hat. Für uns beide eine Überraschung.
    Ansonsten: es sagt etwas über Deine Mutter aus und nicht über Dich. Sie ist irgendwie wegen sich selbst blind Deine Entwicklung zu erkennen. Zum Glück bist Du heute nicht mehr von ihr abhängig.
    Du machst das so super mit LCHF. Allein das zählt :)

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    1. Das hast du schön (be)geschrieben! Da kommen mir die Tränen.

      Es tut mir leid, dass du deine Mutter durch einen Unfall verloren hast!
      So "kühl" unsere Beziehung auch ist, ich bin sehr froh, dass es meine Ma gibt!!!

      Aber dass meine Ma selbst ein Problem hat/te, hast du richtig erkannt.
      Sie ist recht klein und auch eher weiblich gebaut und hat von jeher auch mit ihrem Gewicht zu kämpfen, hat viel diätet. Sie hat ihren Weg aber auch gefunden und geht ihn seitdem glücklich und zufrieden.
      Also eigentlich müsste sie wissen, wie es sich anfühlt, endlich angekommen zu sein.

      Ich werde darüber nachdenken, ob ich es ihr irgendwie vermitteln kann. Schwierig.

      Ich danke dir!!!

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